Ich bekam gerade von skizzenblog eine Tafel Schweizer Schoggi überreicht, da sage ich doch Mercivielmals, lieber Herr skizzenblog! Dahinter verbirgt sich eine Spendenaktion von Schweizer Schoggi-Herstellern. Das sei hier verlinkt. Ich bin ja nun, wie vermutlich viele von Ihnen noch wissen, ein gebranntes Kind, was Spendenaktionen angeht. Insofern kann ich schlecht mit wehenden Fahnen rufen “spendet für Japan” ! Aber natürlich geht mir Japan nicht aus dem Kopf.
Eigentlich wollte ich den Eintrag mit dem Gedicht von Bert Brecht “An die Nachgeborenen” beginnen. Das bezieht sich zwar auf die Zeit des Nationalsozialimus und das Exil, passt doch aber auch gut jetzt.
An die NachgeborenenI Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! Was sind das für Zeiten, wo Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast! Ich wäre gerne auch weise. II In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten Die Kräfte waren gering. Das Ziel III Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd Dabei wissen wir doch: Ihr aber, wenn es so weit sein wird |
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Im Klartext meint das, darf ich heitere Textlein schreiben über meine persönliche Befindlichkeit, wenn gerade die Welt untergeht? Nach Brecht dürfte ich das nicht. Ich denke aber, jeder von uns hat doch auch sein eigenes Leben, seine eigenen Sorgen und Nöte und Ängste, die genau so wichtig zu nehmen sind. Wenn der Einzelne nicht froh ist, wird eine Gemeinschaft aus unfrohen Einzelnen nicht froh sein können. Oder umgekehrt, bin ich froh, so strahle ich Freude nach aussen aus, ich kann Freude weitergeben und vielleicht Zuversicht, und vielleicht wird es Kreise ziehen, kleine Wellen, die sich ausbreiten wie in einem stillen See, in den man einen Stein geworfen hat.
Das für mich oft Kränkende, nach dem Tod Patricks war, dass für die anderen das Leben so schnell einfach so weiterging. Nach drei Monaten war das alles schon so weit weg für die “anderen”. Nur ich selbst dachte, er ist erst DREI Monate tot und ihr lacht schon wieder! Heute denke ich, das genau ist auch das Tröstliche, das Leben geht weiter. Auch meines, trotz des Todes. Das bedeutet nicht, dass ich nicht an Patrick denke. Immer und immer wieder. Aber ich erlaube mir auch froh zu sein, denn ich bin noch da!
Ich wünsche mir, dass wir an Japan und seine Menschen in dieser Katastrophe denken. Helfen. Mit Taten und Worten. Nicht nur heute, sondern immer wieder, auch wenn selbst dieser Schrecken schon bald wieder so alltäglich geworden sein wird, und aktuellere Nachrichten sich darüber legen.
Ich verlinke hier und auf meiner Seite einen Blog von BCOME, einer deutschen Designerin, die in Japan (Tokyo) lebt. Ich liebe ihren Blog, ich mag, was sie macht, und ich finde ihre Besonnenheit dankenswert. Vielleicht können wir durch das Lesen ihres Blogs (keine Katastrophengeschichten, die sich so schön gruselig lesen lassen) so immer wieder einen Bezug zu Japan herstellen, und das Land und seine Menschen nicht vergessen, und auch später im Jahr und im nächsten Jahr und… noch “etwas tun”. Danke.