Brot und Spiele

Jamais deux sans trois, wie der Franzose sagt, also etwa „aller guten Dinge sind drei“ … und so werde ich noch ein drittes Mal über Japan sprechen, denn, während ich mir noch das Hirn zermartere, ob ich überhaupt heitere Geschichtchen über Cannes schreiben darf, während so viel Leid und Krieg in der Welt ist, muss ich mir beim zweiten Eintrag über Japan schon sagen lassen, dass so viel Gutmenschentum nerve und ich solle mich lieber wieder Frankreich widmen. 

Tatsächlich sind Frankreich und Japan aber gar nicht so weit entfernt dieser Tage, also zumindest für mich nicht. Ich war kürzlich, noch bevor die Erde bebte, bei einem Vortrag über japanische Literatur, vielleicht vom Wunsch beseelt, Haruki Murakami besser verstehen zu wollen, dessen Bücher ich liebe, wobei mich (vermutlich typisch europäisch) jeweils das verschwommene Ende der Geschichten so unbefriedigt lässt. Oder vielleicht wollte ich auch japanische Filme besser verstehen, denn in Cannes war gerade, organisiert von der kleinen rührigen Association CinéCroisette, das Festival du Film Japonais Contemporain à Cannes und ich gestehe, dass ich mit japanischen Filmen seit jeher nur selten etwas anfangen kann. Da ist so viel Symbolik, die sich mir nicht erschließt, lange Traumsequenzen, die sich für mich unendlich in die Länge ziehen. Vor Jahren ging ich dann einfach schnöde aus dem Kino, später versuchte ich es erneut mit japanschen Filmen im Göttinger Programmkino, da ich einen japanophilen Freund hatte, der ansatzweise versuchte mir Basiswissen zu vermitteln. Mit ihm besuchte ich auch einen Japanischen Kochkurs (kokuus, wie die Verkäuferin des asiatischen Lebensmittelladens strahlend sagte, als ich Reis, Essig, Algenblättchen und Wasabi einkaufte, „oh, Sie haben Kokuus gemacht!“), der mir neben der Anschaffung eines beeindruckenden Messers, das ein fallendes Blatt Papier in der Luft zerschneiden kann oder könnte (klappt natürlich nicht, vermutlich halte ich das Messer falsch), immerhin das Zubereiten von klebrigem Reis mit totem rohen Fisch in Form von kleinen Häppchen, sprich vereinfacht Sushi, vermittelt hat. Japan ist also präsent in meinem Leben, aber verstehen tu ich nix. 

Über den Film Lost in translation (Bill Murray und Scarlet Johansson beide etwas verloren und schlaflos in Tokyo) habe ich auch nur beim ersten Sehen (noch in Deutschland) herzlich gelacht, beim erneuten Sehen als Ausländerin in Frankreich fand ich ihn dann in seiner Sicht auf Japan durchaus auch arrogant. Nur weil ich etwas nicht verstehe von einer fremden Kultur, heißt es ja nicht, dass es grundsätzlich dumm oder lächerlich ist. Es ist anders. Natürlich sind die Situationen komisch und fremd, aber ich hatte das Gefühl, dass in diesem Film nicht Bill Murray als Ausländer sich in Japan komisch und fremd fühlt, sondern es sind die Japaner in Japan, die komisch und fremd sind. Das störte mich beim zweiten Schauen dann doch erheblich.

Cannes Filmfestival Plakat 2011Cannes bereitet sich auf sein alljährliches Filmfestival vor, darüber werde ich schreiben, ja bestimmt, und bei uns wird eine japanische Übersetzerin logieren, auch das war schon ausgemacht, bevor die Wellen den Norden Japans überspülten und ist nicht Folge eines Helfersyndroms.

Nun, wir wollen mal langsam die Kurve zum Kino in Cannes kriegen, anbei ein paar Filmküsse, gemalt auf graue Hauswände in Cannes. Bonne journée!

 

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