12 von 12 – erster Versuch

12 von 12. Das ist auch so ein Blog-Evenement, bei dem ich schon so lange mitmachen will, aber auch der 12. jeden Monats entwischt mir mit großer Regelmäßigkeit. Heute habe ich daran gedacht, warum wohl? Weil ich natürlich wieder einen Zahnarzttermin hatte, und weil gestern der 11. war und ich dazu gebloggt habe, und weil morgen Freitag der 13. ist, was in Frankreich ja ein Glückstag ist. Heute habe ich also an 12 von 12 gedacht, dessen Regeln ich hier verlinke, es geht um 12 Fotos, die den Tag dokumentieren, aber so ganz bin ich noch nicht drin im Thema, ich vergaß nämlich stellenweise zu fotografieren. Insofern hätte ich jede Menge Fotos zum Strand von heute Morgen anzubieten – aber dann wirds kläglich. Ich schaue mal wieviel ich zusammenkriege.

Morgens waren wir also wieder am Strand laufen. Es war noch ein ganz diffuses Licht, mochte ich sehr und habe viele Fotos gemacht.

MorgenstimmungZweites Fotomotiv am Strand sind ja gern die Möwen. Heute waren sie hungrig, meckrig und neugierig. Möwengeschrei ist ja nicht sehr charmant, wenig charmant ist auch, wenn sie die Mülltüten aufreißen; eine junge Möwe stand mir immerhin brav Modell und während ich sie aufnahm, pickte mir eine weitere in den Fuß.

MöwenportraitMonsieur wollte für das Mittagessen auf dem Fischmarkt einen Fisch kaufen, ich kaufte dafür Fenchel und Zitrone. Er habe seiche gekauft, erfahre ich auf dem Weg zum Auto. Ich habe es nicht gleich verstanden, mit den Fischen bin ich generell etwas überfordert, und die Namen, wenn es nicht gerade eine Dorade ist, sind mir noch immer nicht geläufig. Als er meinem fragenden Blick sieht, schiebt er die Information nach: “das sind die mit den Augen!” Mit den Augen? “Ja, die dich so ansehen”, grinst er. Oh Himmel! seiche, Sepia, Monsieur hat Tintenfisch gekauft! Ich bin ganz aufgelöst. Seiche habe ich erst einmal gemacht, lang ist’s her, keine Ahnung mehr, wie ich sie zubereitet habe. Erstmal schaut mich das zukünftige Mittagessen düster an. Danach ist schwarze Tinte überall. Damit wird echte Chinesische Tusche gemacht, sagt Monsieur, während er sich durch die Tinte hindurcharbeitet. Aha. Ich versuche nicht pienzig zu sein, mache zwar Fotos, bin aber wohl zu beeindruckt, sie sind alle verschwommen. Dann suche ich im Internet ein Rezept. Letztlich wird ein bisschen improvisiert, Petersilie für eine persillade habe ich nämlich nicht, ich mache mit Knoblauch, Zitrone und diversen Kräutern eine Kräuterbutter, und traue mich dann kaum davon zu essen, denn ich habe nachmittags den Zahnarzttermin. Ansonsten wars lecker.

MittagessenDann machen wir eine kleine sieste, das wissen Sie schon. Später gings zum Zahnarzt. Kaum sitze ich im Wartezimmer, werde ich gefragt, ob ich vielleicht eine dreiviertel Stunde später wieder kommen könnte, er hat aus Versehen den 15-Uhr-Termin zweimal vergeben. Das ermöglicht mir bei Fragonard an ein paar Parfüms zu schnuppern (Belle Chérie ist sehr angenehm, Marion!) und noch ein bisschen rechts und links in Schaufenster zu gucken. Dann aber.

ZahnarztEs dauert lange. Tut aber nicht weh. Der Nerv ist ja schon weg. Eine gute Stunde später stehe ich mit einem Zahn-Provisorium im Mund wieder auf der Straße. Und dann begehe ich einen folgenschweren Fehler. Statt gleich nach Hause zu gehen, beschließe ich ein schwarzes Langarm-T-shirt kaufen zu wollen. Nichts einfacher als das, denken Sie vielleicht, Cannes ist ja voll mit Klamottenläden, schwarzes T-Shirt ist ein Klassiker. Nix is’. Ich finde nichts, probiere natürlich auch anderes an, nichts passt und ich bekomme immer schlechtere Laune. Über meinen Klamottenkauffrust und zickige Verkäuferinnen habe ich hier ja schon genug gemeckert. Heute sage ich Ihnen nur, dass es wie immer ein Elend ist. Jawohl. Und Fotos habe ich natürlich auch nicht gemacht. Was für ein Mist. Ich laufe letztlich bis zum Boulevard Georges Clemenceau, weil hier ein Friseur sein soll, der vernünftig schneiden und moderate Preise haben soll. Sagt eine Freundin. Marie Claude heißt die Friseurin, die ich wählen soll. Ich muss zum Friseur, die Haare sind schrecklich, nicht lang, nicht kurz, die Strähnchen rausgewachsen. Ich weiß aber nicht, welchen Schnitt ich eigentlich will. Und soll ich vielleicht den (das?) Pony rauswachsen lassen, das wäre der Moment, er ist eh’ schon so lang. Monsieur war mir heute bei dieser Entscheidung keine Hilfe. ich vermute, er traut sich nichts mehr zu sagen, nachdem ich ihm sein verächtliches C’est mauvais! so nachgetragen habe. Im Boulevard Georges Clemenceau gibt es jetzt aber zwei Friseure, ich weiß nicht, welcher Laden es ist, tendiere zu einem und würde mich gern rückversichern, habe aber die Telefonnummer der Freundin unerklärlicherweise nicht in meinem Handy eingespeichert. Ich stehe dumm da und traue mich nicht hinein: Der lange Aufenthalt in Cannoiser Boutiquen macht mich immer völlig fertig. Dann fotografiere ich den Laden und gehe zur Bushaltestelle.

FriseurWährend ich auf den Bus warte, höre ich in den Bäumen vor der Mairie ein ungaublich lautes Vogelgezwitscher, schrill geradezu. Les etourneaux, Stare, auf dem Weg nach Afrika (vermute ich) rauschen derzeit in riesigen Schwärmen durch die Lüfte und haben sich für die heutige Nacht in den Bäumen vor der Mairie niedergelassen. Es wuselt und kreischt, aber richtig zu sehen kriegt man sie nicht. Ich sehe aber zwei schöne Plakate, eines, das eine Chagall-Ausstellung (ab morgen) ankündigt,

Chagalldas andere, das mich noch mehr anspricht, lädt in den folgenden Wochen zu Literatur, Debatten und Filmen zum Thema Grenzen, frontières, ein. Vielleicht gebe ich der Cannoiser Kultur nochmal eine Chance.

Rencontres CannesIn der Zwischenzeit geht die Sonne unter und der Himmel ist so schmerzhaft schön rosafarbig, es ist kaum zum Aushalten.

SonnenuntergangFast hätte ich den Bus verpasst, den ich im schnellen Lauf aufnehme.

Bus Nr. 2Zu Hause bestelle ich vier schwarze T-shirts zur Auswahl bei einem Onlineladen. Dann brutzele ich eine Reispfanne. Pepita sitzt mit am Tisch. Sie hat sich vermutlich mit einer Katze gestritten, sie hat einen Kratzer auf der Nase. Es gibt ihr etwas Verwegenes und ich mache die letzten Fotos des Tages von ihr.

PepitaIs’ sie nicht süß? Monsieur ist schon vor den Fernseher, er will den Politiker der Mitte (François Bayrou) sehen und vor allem hören. Mir fehlt das zwölfte Foto. Aber es ist schon 23 Uhr. Schluss jetzt. 11 von 12.

ps: oh Mann, ich bin die 196. die sich bei DraußennurKännchen/12 von 12 eingetragen hat …

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2 Responses to 12 von 12 – erster Versuch

  1. Strandfotos bei 12 von 12 gehören verboten, die machen andere nur neidisch, unzufrieden und übellaunig und erinnern daran, wie lange man nicht am Meer war. Ts.

    • dreher sagt:

      oh! Sie sehen mich bestürzt! Die No-Strand-Regel kannte ich nicht, ist ja mein erstes Mal … aber ist ja gleich Wochenende, SIE da oben könnten es zum Meer schaffen, oder? ;)