WmdedgT 05/2024

Sie kennen diese Überschrift schon, was ich eigentlich so den ganzen Tag mache, fragt seit Jahr und Tag Frau Brüllen an jedem 5. des Monats in der Blogwelt. Nun, heute liege ich im Bett. Und das wird wohl auch den ganzen Tag so bleiben, ich bin nämlich kränkelnd von meinem kleinen Deutschland-Ausflug zurückgekommen, wäre am liebsten gestern schon den ganzen Tag im Bett geblieben, aber da musste ich noch Autofahren und später kilometerlang zum buchstäblich allerletzten Gate der Fluggesellschaft laufen und hörte mir dann matt und zunehmend unwillig Bel Ami an. Freundlicherweise holte mich Monsieur vom Flughafen ab, aber dann kam ich zuhause kaum noch die Treppe hoch. Nase, Hals, Kopf, müde und matt. Bett.

Mittelprächtig geschlafen. Früh wach, weiterhin angeschlagen. Trinke dann auch zunächst zwei sprudelnde Aspirin, anschließend Kräutertee (Ingwer-Zitrone) mit Honig statt Kaffee, und ich esse ein weiches Stückchen Rührkuchen. Dazu lese ich Nils Minkmar, dessen Newsletter schon in aller Frühe eingetrudelt ist, er wurde gerade mit dem silbernen Blogger ausgezeichnet, und ich klicke mich durch ein paar Links zu neuen und weniger neuen Blogs des diesjährigen Bloggerawards und lese hier und da rein. Das, was früher Blogs waren (und sind), sind heute zunehmend Instagram-Storys oder Reels, fragen Sie mich nicht, was der Unterschied (zwischen Story und Reel) ist, ich liefere nach wie vor überwiegend geschriebenen Text. Und so gerne ich Insta-Stories ansehe, btw. haben Sie eine Vorstellung davon, wieviele Radfahrer und auch Radfahrerinnen derzeit alleine in der weitern Welt unterwegs sind und darüber berichten? Ich folge alleine vier Jungens, darunter Daniel, @thegreathans, den hatte ich kürzlich schonmal verlinkt, der gerade durch Afghanistan gefahren ist. Unfassbar. Mir aber will es nicht leichtfallen, auf Insta Stories und anderes zu machen, Instagram kam einfach etwas zu spät in mein Leben.

Ich trinke einen zweiten Kräutertee (Ingwer-Zitrone) mit Honig und esse ein weiteres Stückchen Rührkuchen, dann dämmere ich weg.

Das Telefon klingelt, man benötigt Monsieur für den Bridgenachmittag, nur halbherzig sagt er zu, er ist auch nicht wirklich en forme, das war er aber auch schon nicht, bevor ich mit meinen Erkältungsviren hier herumgewirbelt habe (ich schlief extra brav mit Maske, die fand sich heute morgen aber dennoch unter meinem Kinn). Das Wetter ist ja hier weiterhin durchwachsen, grau, nass und kalt, wenig Sonne, man weiß nicht so recht, wie man sich anziehen soll und schwitzt und friert, und schwupps ist man erkältet.

Ich bin wach und denke mir, den Tag dösend, lesend und hörend (Bel Ami will ich bald mal beenden) zu verbringen. Es gibt Schlimmeres. Also beginne ich mit Bel Ami. Dieser opportunistische Emporkömmling nervt mich so derart, dass ich das Buch nicht so richtig gern höre. Guy de Maupassant war auch kein wirklich sympathischer Typ, seine eigene sexuelle Aktivität gab er wohl dem Helden mit, schön und gut, aber dass Maupassant im echten Leben seine Geschlechtskrankheit, die er sich dabei eingefangen hat, großzügig an Prostituierte weitergab, macht mich wütend. Immerhin starb er selbst daran und auch recht früh.

Schon ist es Mittagszeit, Monsieur schlägt mir Nudeln mit einer Scheibe Schinken vor, das leichte Krankenessen, während er sich ein Fertig-Couscous zubereitet. Ich wähle aber etwas Weißbrot mit Mortadella und einen Fertiggriesbrei. Danach kleine Sieste, aus der ich erst gegen 15 Uhr wieder erwache, dass Monsieur in der Zwischenzeit zum Bridge gegangen ist, habe ich nicht mal mitbekommen.

Das Telefon klingelt, es ist ein Möbelhändler, der gerne heute mal schauen würde, wo er demnächst den Tisch hinliefern soll. In einem Familienunternehmen arbeitet man eben auch sonntags. Ich sage, dass ich erkältet bin, und er mir nur die Zeit lassen soll, aus dem Nachthemd und in eine “anständige” Kleidung zu hüpfen. Ich öffne auch die Fenster, um meine Viren aus der Wohnung zu lassen. Jetzt warte ich.

Vor dem Fenster trillert ein Vogel, aber jedes Mal, wenn ich mich mit der Birdwatch-App nähere, um es aufzunehmen, schweigt er oder die vorbeifahrenden Autos sind zu laut.

Ich gönne mir gegen das Halsweh den Rest des Vanilleeises, das aus der letzten Saison noch in der Tiefkühlschublade herumlungert, danach ist das Halsweh vorübergehend besser, mir aber ist kalt und ich mache mir eine Wärmflasche und lege mich wieder ins Bett.

Wartend höre ich immerhin Bel Ami zu Ende. Was mich an den Hörbüchern stört ist, dass ich nicht schnell mal vorblättern und hier und da reinschauen kann (das schnelle Querlesen der Buchhändlerin, für ewig verdorben). Es gibt bei klassischen Büchern aus Papier auch immer einen Punkt, bei dem ich das Ende lese. Manchmal reicht es mir dann mit dem Buch, manchmal lese ich es danach noch richtig. Bel Ami aber habe ich brav langsam von vorne bis hinten und über zwölf Stunden lang gehört. Ok. Guy de Maupassant hat einen tollen, realitätsnahen Roman über die französische Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben, es gibt antisemitische Spitzen (das war ja lange Zeit gesellschaftsfähig) und misogyne Bemerkungen (auch das war ja lange Zeit gesellschaftsfähig), und mit dem schönen Georges Duroy, genannt Bel Ami, hat er einen gerissenen, intriganten und skrupellosen Kerl (“famos” wird er gerne genannt) beschrieben, der vor allem die ihm verfallenen Frauen nutzt, um gesellschaftlich aufzusteigen. Sein Schwiegervater wider Willen weiß, dass Bel Ami in der Politik landen und Macht haben wird. Er sei ein Mann der Zukunft, prophezeit er ihm. Oh ja. Wenn man sich die “Zukunft” so ansieht, in der wir gelandet sind, es ist nicht besser geworden.

Um 18 Uhr kommt der Möbelhändler und vermisst mit geschultem Auge Treppenhaus und Räume. Am Dienstag nachmittag bekommen wir den neuen Esstisch geliefert! Hurrah! Eigentlich müsste ich dem anderen Tisch noch eine Abschiedshommage widmen. Mal sehen, ob ich das schaffe.

Ich lese schon wieder in Instagram herum, bis mein rechtes Auge tränt und ich Kopfschmerzen habe. Ich nieße und schniefe, nehme erneut zwei Aspririn. Um 19 Uhr kommt Monsieur vom Bridge zurück. Es sieht so aus, als sei ich für das Abendessen zuständig. Es werden sicherlich in der Tat nur zwei Spiegeleier, Brot und etwas Mortadella. Nachtisch Joghurt (ich) und Banane (Monsieur).

Viel mehr passiert heute nicht mehr. Vielleicht etwas TV, habe das Programm noch nicht gecheckt.

Danke fürs Lesen dieses etwas unspektakulären Sonntags. Die anderen Tagebuchblogger finden Sie wie gehabt hier, am Ende von Frau Brüllens eigenem WmdedgT-Post, den Sie natürlich auch lesen, n’est-ce pas. Auch in der Schweiz ist man erkältet. Wir wünschen gute Besserung!

Ich bin echt bematscht. Ich wollte Ihnen doch noch dieses Liedchen mitgeben. Diese Version vielleicht.

Oder diese noch.

Oh, und gerade entdeckt, mit Starbesetzung, würde ich mir glatt ansehen.

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10 Responses to WmdedgT 05/2024

  1. N. Aunyn sagt:

    Eine rasche und umfassende Genesung und viele Grüße nach Cannes.

  2. Gabriele sagt:

    Gute Besserung, liebe Christiane, es scheint wirklich, als hätte Berlin im Moment das bessere Wetter erwischt ☀️ Übrigens höre ich grad auf deine Empfehlung den Radetzkymarsch – ein wirklich gutes Buch, k.u.k.-Monarchie, unaufgeregt erzählt – Österreich pur 😃. Danke für den Tipp! Alles Gute Gabi

    • dreher sagt:

      Danke dir, liebe Gabi! Ja, das Côte d’Azur-Wetter hat sich verirrt, scheint es. Freue mich, dass du den Radetzkymarsch hörst!
      Ich werde auf meine alten Tage noch Influenza – rin 😅 haha, was für ein passendes Wortspiel.
      Lieben Gruß nach Pankow!

  3. Reiner Wadel sagt:

    Sie schreiben: Was mich an den Hörbüchern stört ist, dass ich nicht schnell mal vorblättern und hier und da reinschauen kann.
    In diesem Punkt bin ich voll und ganz mit ihnen d’accord, wie man auf Deutsch sagt. Was mich an Hörbüchern außerdem stört: Ich kann nicht nur schwer vor- oder gar zurückblättern, ich kann mir auch keine Notizen machen, keine farbigen Klebemarkierungen anbringen, um besonders schöne, anregende, gut formulierte “Stellen” für später zu markieren. (Mein Verbrauch an Klebemärkchen ist enorm!) Kurz: Ich kann Hörbücher nur passiv nutzen. Ich habe immer Angst, etwas zu verpassen.

  4. Ursula Weber sagt:

    Ganz gute Besserung, liebe Christiane 🍀🍀🍀 und
    herzliche Grüße 🙋🏼‍♀️🌺

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