Dies und das am Feiertag

Feiertag? Was ist nochmal am 8. Mai? Christi Himmelfahrt? Nee, das ist erst morgen, und die Anreihung von zwei Feiertagen in einer Woche macht hier alle ArbeitnehmerInnen glücklich. Mit nur einem Brückentag hat man fünf Tage frei oder mit drei Brückentagen sogar neun! Wenn das nichts ist. Was ist also nochmal heute? Gute Frage, während schon wieder PolitikerInnen und WahlplakatkleberInnen wie einst in finsteren Zeiten von der SA gewalttätigen Gruppen zusammengeschlagen werden, gedenken wir, zumindest in Frankreich und in ein paar anderen Ländern, dem Ende des 2. Weltkriegs: 79 Jahre ist es her, nächstes Jahr werden es 80 Jahre sein.

Heute kommt auch die olympische Fackel in Marseille an, im Moment wird sie noch auf dem historischem Dreimaster Belem (den habe ich auch schon einmal aus der Nähe gesehen) spazierengefahren, denn zu allem Elend, ich meine natürlich zu aller Freude, richtet Frankreich dieses Jahr auch noch die Olympischen Spiele aus. Die Gewerkschaften der öffentlichen Verkehrsmittel haben bereits Streiks angekündigt, und die Stadt Paris hat ihre Einwohner, die im Sommer noch da sein sollten, gebeten, lieber von zu Hause aus zu arbeiten, um die Metro zu entlasten. Aber es werden fröhliche Spiele sein, ganz klar. Niemand hat Angst vor Chaos oder Attentaten. Zunächst aber wird die Fackel einmal rund um und durch Frankreich getragen, Korsika und die Überseegebiete eingeschlossen, in Cannes wird sie wohl am 18. Juni über den roten Teppich getragen werden. Doch dann sind die Filmfestspiele schon vorbei. Dazu gleich mehr.

Es hat hier große Diskussionen gegeben, Sie haben es vielleicht mitbekommen, es war sogar in der deutschen Presse, weil zur Eröffnung der Olympischen Spiele eventuell Aya Nakamura singen soll – ob ein Chanson von Edith Piaf oder etwas anderes, steht noch in den Sternen. Das gefällt natürlich nicht allen, Aya Nakamura bekam heftigen Gegenwind von Rechts, sie würde irgendeine afrikanische Fantasiesprache stammeln, das sei doch kein Französisch, und man sei auch nicht auf einem Markt in Bamako. Ich bin vielleicht auch kein Fan ihrer Musik, was vor allem an meinem Alter liegt, aber an “Djadja” kommt man weltweit nicht vorbei.

Die 77. Filmfestspiele stehen vor der Tür und aus aktuellem Anlass verlinke ich noch einmal den Artikel vom letzten Jahr. Die Frage, wie man an Karten kommt, wird mir jedes Jahr aufs Neue gestellt. “Gar nicht”, lautet die ganz kurze Antwort, die Karten sind nicht zu kaufen. Es ist eine Messe für Filmschaffende. Ein Kartenkontingent, das lange Zeit nach einem aufwändigen Bewerbungsverfahren an “cinéphiles” Publikum zugeteilt wurde, wurde letztes Jahr schon gekürzt, und für dieses Jahr erneut zusammengestrichen, was für viel Unmut sorgte. Was möglich ist: Man kann die Eröffnungszeremonie in einem der Kinos von Cannes miterleben! Und bekommt an diesem Abend auch den Eröffnungsfilm zu sehen. Möglich ist auch, sich das Open-Air Kino am Strand zu geben. Es ist kostenlos, man muss nur rechtzeitig da sein. Gezeigt werden aber in der Regel Klassiker. Habe ich letztes Jahr zum ersten Mal gemacht.

vorher

Was gibt es sonst noch? Wir haben gestern unseren neuen Tisch (und neue Stühle) bekommen, er ist sehr modern (“gefällt mir nicht”, nörgelte Monsieur sofort, als er stand, “vorher wars gemütlicher”), wir können aber noch nicht daran essen, weil Monsieur ihn sofort in Beschlag genommen hat um seine Steuererklärung zu machen (“praktisch ist er schon”, knurrt er). Monsieur ist ein klassischer Papierversion-Steuererklärer. Ich habe meine Erklärung bei der Sozialversicherung auch heute gemacht, aber wie es sich für moderne junge Leute gehört, brav im Internet, nicht wahr, und nach dem Abschicken bekam ich die Mitteilung, dass meine Sitzung abgelaufen sei, ich möge mich bitte neu einloggen. Und natürlich hat das System nichts gespeichert. Ich hasse es.

nachher

Dann erstmal Mittagessen. Es gab im Ofen gegarten grünen Spargel zur Vorspeise, Loup de mer auf Kartoffelstampf, dazu Sauce Vierge. Sauce Vierge ist mein neuer Liebling, das Rezept habe ich von Simon Auscher, einem jungen Stern am Kochhimmel. Sauce vierge meint, ungekochte Sauce, in diesem Fall werden eine halbe kleine Zwiebel (bei mir Echalotte), getrocknete Tomaten (bei mir frische), schwarze Oliven, Zitronenfilets, Petersilie kleingeschnitten, bei mir kam noch ein Teelöffel entsalzene Kapern dazu, weil ich welche habe und sie mag, das Ganze mit bestem Olivenöl (ich habe gerade ein sehr gutes italienisches Olivenöl) vermischt. Fertig! So lecker!

Sauce vierge

Danach gabs Gariguette-Erdbeeren. Reif und halbwegs süß. Jetzt einen Kaffee, dann nochmal die Sozialversicherung. Ich bin übrigens wieder ziemlich gesund, danke für Ihre Wünsche, aber jetzt ist der Gatte malade. Man teilt ja alles. Getrennte Schlafzimmer im Krankheitsfall könnten hilfreich sein. Passen Sie auf sich auf!

à bientôt!

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4 Responses to Dies und das am Feiertag

  1. Neli sagt:

    Ja getrennte Schlafzimmer sind ein Segen für eine gute Ehe ;)
    Seit Corona schlafen wir getrennt, wenn einer von uns beiden krank ist. Oder der Mann behauptet ich würde fürchterlich schnarchen, der schönste Grund ist, wenn das Enkelkind bei Oma schlafen möchte. Aber sonst schlafen wir gerne im Ehebett

    • dreher sagt:

      Wenn wir einen Raum zusätzlich hätten, würde ich sofort ein Ausweichschlafzimmer einrichten. Ich habe während Corona, als Monsieur erkrankt war, auf einem der zu kurzen Sofas im Wohnzimmer (schlecht) geschlafen und habe außerdem bei dieser Gelegenheit die Seitenlehne des Sofas durchgetreten, krank bin ich aber trotzdem geworden …

  2. Marion sagt:

    Wie wäre es mit einer dieser zusammenklappbaren (Gäste-)Matratzen für den “Notfall”, die man gut verstauen kann? Ich liebäugele schon lange damit. Und wie gut, dass du dich noch ein 2. Mal am gleichen Tag zum Internet-Papierkram aufraffen konntest. Das hätte ich vor lauter Ärger erstmal vertagt. Weiterhin gute Besserung!

    • dreher sagt:

      Ja, das ist vielleicht keine schlechte Idee!
      Und ja, darauf bin ich auch stolz! Aber ich dachte mir, jetzt weiß ich noch, was ich wo wie angegeben habe, ein paar Tage später muss ich wieder alles neu überlegen. Ich habe aber viel zwischengespeichert dieses Mal!
      Und Danke! Mir gehts wieder recht gut. Der Gatte hängt jetzt in den Seilen.

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