bittere Orangenmarmelade – la confiture d’oranges amères

Sie ist gut geworden, meine Orangenmarmelade! Geschmacklich wusste ich das schon gestern Abend, aber ich war unsicher, ob sie auch die richtige Konsistenz hat. Hat sie aber! Bin sehr stolz!  Na gut, vielleicht ist es für Sie läppisch, weil Sie das schon seit Jahren machen, aber für mich war es das erste Mal.

Ich gebe Ihnen gerne das Rezept, das recht einfach ist, nur etwas langwierig, es geht über drei Tage! Weiterlesen

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Louis German 1863 – 1946

Eine kleine, eher bescheidene Ausstellung, leider in einem schlecht erleuchteten Saal gehängt, habe ich heute nachmittag angeschaut. Eigentlich haben mich die Bilder, die ich vorab gesehen habe, nicht allzu sehr gereizt, Landschaftsaquarelle, Stilleben mit Trauben, Fischen und Feigen, Blumensträuße und … Weiterlesen

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Sonntagabend

Wir waren bei einer kleinen liebevoll gemachten Ausstellung eines Cannoiser Malers, Louis German, und als wir aus dem Saal rauskommen sieht es aus wie in einer Filmkulisse…

ach, Cannes…

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Zwei Apfelsinen im Haar…

Sind die Fotos nicht superschön? Ich bin selbst ganz begeistert. Ich habe gerade zum ersten Mal in meinem Leben bittere Orangen geerntet, die hier im Vorgarten wachsen… ich bin völlig verkratzt, weil Orangenbäume nämlich pieksen! Und Zitronenbäume auch! Da sind Dornen dran! Orangen und Zitronen sind in einer Jahreszeit reif, die für mich… Weiterlesen

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Aix

Gestern kleiner Ausflug nach Aix… wo ich dann viel Espresso trinkenderweise in Cafés herumsaß und plauderte, mit David und Lola, von denen noch zu berichten sein wird… Aix sah ich so mal wieder nur im Vorübereilen, auffällig dieses Graublau überall und die Heiligenstatuen an fast jeder Hausecke. Bei einem Bouquinisten, der lange den Rückgang der Lesekultur beklagte, erwarb ich Goethes stockfleckigen Faust in einer zweisprachigen Ausgabe… erstaunlich wie mich deutsche Klassiker in einem verlorenen französischen Buchladen-Eckchen anrühren, so dass ich ihn einfach erstehen musste.

Einen Pullover musste ich auf dem Markt auch käuflich erwerben, denn ich Aix wars viel kälter als in Cannes, die Sonne etwas fahler und die Temperatur, die das Außenthermometers meines Auto angab, nicht fehlerhaft, sondern realistisch. Brrr.

Wiederkommen, muss ich … so viel ist klar…

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Montagmorgen

Am Strand, 10° Grad Luft und Wasser, Blassfüße im Wasser (vorsichtshalber in Sepia): Premiere für dieses Jahr!

Dann auf dem Flohmarkt, schöne Schätzchen…schade, dass ich so gar nichts für Handarbeiten übrig habe…

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Sonnenaufgang

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Robert

… und noch ein Blog-Recycling, nein, soll keine Gewohnheit werden, aber Robert, der im wahren Leben natürlich nicht Robert heißt, der älteste Einwohner von Chateauneuf, le doyen, ist heute morgen für immer eingeschlafen. Er wurde 102 Jahre alt. Er war nicht krank und noch hellwach im Kopf. Er ist einfach gestorben, weil er am Ende seines Lebens war. Er wird fehlen auf seinem Sofa in der Küche des alten Hauses…

Ich sah ihn das letzte Mal am Weihnachtsmarkt-Wochenende, er war noch ganz vergnügt, seine Äuglein funkelten, und er drückte mir zwei fette Schmatzer auf, als ich mich zu ihm hinunter beugte, denn aufspringen vom Sofa, wie früher, konnte er nicht mehr. Auch das Zigaretten drehen fiel ihm zunehmend schwer, so dass er sich von jedem, der vorbeikam, einen kleinen Vorrat drehen ließ.

Ich hatte kurz vor seinem hundertsten Geburtstag einen Text über ihn geschrieben, den ich hier in leicht gekürzter und etwas veränderter Form noch einmal veröffentliche. Wer ihn schon kennt und *gähn*, nicht mehr lesen will, muß jetzt wegklicken… …ansonsten  kann man hier weiterlesen Weiterlesen

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Les Galettes des Rois

Ich mache mal ein bisschen Blog-Recycling, manches kommt ja immer wieder… hier folgt nun ein Ausschnitt aus einem früheren Beitrag aus einem anderen Leben. Manchmal kommt mir das ganz unwirklich vor, dass ich das gelebt habe vor noch gar nicht allzu langer Zeit. Ich bin heute so froh, dass ich damals schon Blog geschrieben habe, und auch, dass es mein Buch gibt, weil es diese aussergewöhnliche Zeit dokumentiert. Sonst würde ich eines Tages denken, ich habe das alles nur geträumt… 

Heute ist Dreikönigstag, und in ganz Frankreich werden heute, richtigerweise müsste man sagen „ab heute“ die Galettes des Rois gegessen. Die Galette des Rois ist im Norden Frankreichs traditionell ein Blätterteigkuchen mit Mandelcreme gefüllt, im Süden ein runder brioche, sprich Hefekuchen, der mit kandierten Früchten und Hagelzucker verziert ist. Den Mandelcremekuchen gibts hier aber auch zu kaufen, oder er wird selbst gebacken, und er ist insbesondere bei Kindern beliebter, weil er so schön knatschig süß ist. Zum gekauften Kuchen gibt’s auf jeden Fall eine goldene Pappkrone, und in den Kuchen ist ursprünglich eine „fève“, also eine Bohne, eingebacken. Heute heißt das zwar immer noch fève, eingebacken ist aber eine der klitzekleinen provenzalischen Krippefiguren, eine der Santons.
Die Galettes des Rois isst man natürlich zu mehreren. Man is(s)t ja nie allein in Frankreich, und bei solchen Gelegenheiten natürlich auch nicht, entweder trifft man sich in der Familie oder im Freundeskreis, man teilt den Kuchen mit Arbeitskollegen oder mit den Nachbarn, auf jeden Fall, wo immer ab sofort Menschen zusammenkommen, bringt mindestens einer einen Dreikönigskuchen mit. Der Kuchen wird dann in so viele Stücke geteilt wie Anwesende da sind, oft entscheidet dann das jüngste Kind, wer welches Kuchenstück bekommt, und dann wird der Kuchen von allen gleichzeitig gegessen, und wer das Figürchen in seinem Kuchenstück erwischt (und sich nicht einen Zahn daran ausgebissen hat), ist der König für diesen Tag. Hurraaa!!! Er darf die Krone aufsetzen und gleich auch den nächsten Kuchen (oder auch eine Flasche Champagner) bezahlen! Und so geht das hier eigentlich den ganzen Januar durch: Jeden Tag gibt irgendwo jemand eine Galettes des Rois aus. So geht das bis zu Maria Lichtmess Anfang Februar, dem Chandeleur, da werden dann überall Crêpes gebacken…

hier ein ganz anschaulich bebildertes Rezept für die frangipane-Galette, falls Sie sie backen möchten, den Blätterteig kann man natürlich auch schon fertig kaufen, die frangipane-Creme auch (hier zumindest) …

http://www.meilleurduchef.com/cgi/mdc/l/fr/recettes/galette_rois_ill.html

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Zwischen-Zeit

Eigentlich wollte ich zwischen den Jahren einen schönen Zwischen-Text schreiben. Wollte Zwischenfragen stellen und Zwischenrufe machen, viel zwischen den Zeilen schreiben aber auch darüber und darunter und zwischendurch wollte ich über das Zwischen-den-Stühlen-Sitzen nachdenken, über Zu- und Zwischenfälle und allerhand Zwischenmenschliches. Aber dann ist mir allerhand dazwischen gekommen. Und nun ist es schon rum das Zwischen am Ende des letzten Jahres und wir stehen am Anfang eines nigelnagelneuen. Die Zeit rast gerade so und entgleitet mir. Monsieur findet, ich bräuchte eine Uhr. Da kann ich nur lachen… Weiterlesen

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rein und raus und rein und …

Wenn Sie wissen wollen, warum ich an manchen Tagen schon um 4.30 Uhr wach bin…

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Frohe Weihnachten – Joyeux Noël

Ich freu mich so!!! Morgen in aller Frühe fliegen wir nach Deutschland! Bis heute morgen war ich noch im Abgabestress, so dass sich weder Advent noch Weihnachten richtig in mir ausgebreitet haben. Heute morgen dann schnell schnell noch ein paar Karten geschrieben, den Rest mache ich dann fürs neue Jahr, versprochen! Noch ein bisschen gebastelt, jetzt werden ein paar Sachen für die Kinder eingepackt, leider sind nicht mehr alle bestellten Sächelchen gekommen… Frankreich ist ein gutes Land um Gelassenheit zu lernen: Hat nicht geklappt? tant pis! Dann eben nicht.

Ich hatte nicht mal Zeit, die üppige Lichterdeko von Cannes zu fotografieren, die mit Energiesparlämpchen blinkt und funkelt! Sie müssen daher mit den Hagelbildern vom letzten Sonntag auskommen. Die haben für Cannes aber Seltenheitswert.

Nun aber: Für die, die Weihnachten (jetzt) feiern, wünsche ich sehr viel Weihnachten! Für Sie alle aber viel Licht und Wärme und dass das Neue Jahr ein gutes werden möge. Bleiben Sie so gesund wie Sie können und dass für Sie hin und wieder eine Sternschnuppe vom Himmel fallen möge, wünscht von Herzen aus Cannes

die Christjann

ps: Ich sage hier noch Dankeschön für alle lieben Geburtstagsgrüsse, die in der letzten Zeit über sämtliche Internetplattformen (mail, Xing, facebook etc) hier eingetrudelt kamen, ich kam bislang nicht dazu, alles zu beantworten. merci!

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Heimat

Ich sag’s gleich vorneweg, ich bin jahresendzeitlich melancholisch gestimmt, so ein bisschen angerührt und heulig ist es mir, vielleicht auch, weil es hier jetzt richtig kalt geworden ist, heute morgen gab’s ein Graupelgewitter, es sah kurz aus wie Schnee auf Cannes Straßen, wurde dann zu rutschigem Schneematsch, grau war’s den ganzen Tag auch. So was sind wir hier ja nicht gewohnt — und dann sehe ich gerade mal wieder die Serie Heimat

und versuche Deutschland und seine Geschichte und den deutschen Blick auf die Geschichte zu vermitteln. Glück hat, wer in einen fremden Land einen Gesprächspartner hat, den es wirklich (bis zu einem gewissen Grad) interessiert. Meist interessiert sich in einem (fremden) Land nämlich niemand für eine andere Geschichte als die eigene. Ist ja auch schon schwierig genug, seine eigene Landesgeschichte zu kennen, gibt schon genug Könige, Eroberer, Kriege usw. Was meinem französischen Mitbetrachter bei Heimat leider entgeht, da er den Film nur mittels der Untertitel versteht, sind die verschiedenen Dialekte. Und damit das, was sich insbesondere durch den Zweiten Weltkrieg (nicht nur in Deutschland) verändert hat. Wie durchgewirbelt dieses Land wurde. Es wird an den Dialekten so eindrücklich deutlich, wie „das Fremde“ in die Heimat kommt. Erst ist es nur ein junges Mädchen, das zwar noch den gleichen Dialekt spricht, aber doch von auswärts kommt, auch wenn es nur ein paar Dörfer weiter sind. Fremd ist und bleibt sie doch. Kommt nie wirklich rein in dieses Dorf, denn wer weiß, was dieses fremde Mensch eigentlich wirklich im Sinn hat… Später, während und nach dem Krieg kommen andere Fremde hinzu, die es aus unterschiedlichsten Gründen dorthin verschlagen hat. Man hört andere Dialekte im kleinen Hunsrückdorf. Aber auch wenn die Menschen dort  bleiben, leben, arbeiten, feiern und vielleicht lieben, bleiben sie doch fremd, gehören nie ganz dazu.

Ich lese seit einiger Zeit zwei Blogs von Frau Freitag und Frl. Krise, beide Lehrerinnen, die amüsant und herzenswarm aus ihrem Schulalltag an Hauptschulen mit hohem Migrationshintergrund-Schüleranteil berichten. Erst las ich die Blogs über das undisziplinierte türkisch-deutsche Schulleben vergnügt; ich grinste und schmunzelte vor mich hin, dann bekam ich zunehmend steile Sorgenfalten und dachte kritisch: WIE soll das mit Deutschland weitergehen, wenn diese ungezogenen Kinder die Zukunft sind? Dann aber sah ich einen Film, der dankenswerterweise von einem Leser gepostet wurde, der mich sehr anrührte, weil er die Zerrissenheit der türkisch-deutschen Familien auch noch in der dritten Generation zeigt: Almanya.

Der ganze Film hat mich berührt, weil ich mich in meiner Situation als Ausländerin in Frankreich plötzlich und erstmals den „Ausländern“, den Türken in Deutschland oder den Deutschen mit Migrationshintergrund annäherte. Erstmals konnte ich verstehen… und ich habe plötzlich viel Liebe für diese kulturell durcheinandergewirbelten Kids.
Mir tat weh, dass der kleine Cenk (im Film) in der Grundschule von seiner (durchaus netten) Lehrerin gefragt wird, wo er denn her stamme. Deutschland sagt er. Nein, sagt die Lehrerin. Falsche Antwort. „Wie heißt das schöne Land, aus dem dein Vater kommt?“ Eigentlich müsste er noch mal Deutschland sagen, denn sein Vater ist auch schon in Deutschland geboren. Aber er weiß schon, dass er Türkei sagen muss, Anatolien genauer gesagt, das sich dann nicht mal auf der Europakarte in der Klasse finden lässt. Armer Cenk. Was ist er denn jetzt? Hat zwar einen türkischen Namen, kann aber nicht mal türkisch sprechen. Gar nix ist er, sagen seine Spielkameraden kategorisch. Und beides kann man wohl nicht sein, denn man kann Fußball nur in einer Mannschaft spielen. Und so fragt er wütend seine Familie: Was sind wir denn jetzt? Türken oder Deutsche?
Cenks Großeltern haben ganz frisch deutsche Pässe, der Großvater aber sagt: „Ist nur Papier, wir sind doch Türken!“, und er hat zum Entsetzen der ganzen Familie ein Haus gekauft „in Türkei, in Heimat“.

Ich bin ja seit ein paar Jahren auch Ausländerin. In Frankreich. Das ist nicht vergleichbar und doch auch vergleichbar. Denn manchmal bin ich hier auch die Türkin. Oder meinetwegen die Polin. Das ist komisch, weil man als typischer Deutscher durchaus ein ordentliches Leitkultur-Selbstbewusstsein hat. Man kommt nach Frankreich, das man liebt, aber dennoch ganz überheblich denkt, „oh dieses charmante aber schlampige Land, das würde ich hier aber mal ganz anders machen…“ oder man schüttelt ein bisschen den Kopf und denkt von oben herab „ach, diese Franzosen! Unpünktlich, undiszipliniert, streikfreudig – aber gut essen können sie, das muss man ihnen lassen. Wenn sie jetzt noch ein bisschen besser arbeiten würden, könnte aus diesem Land noch was werden…“.

Die Franzosen sehen sich aber ihrerseits ebenfalls in der überlegenen Leitkultur-Rolle. Niemand ist stolzer als der Franzose. Er ist der beste Liebhaber, er macht den besten Wein, den besten Champagner, den besten Käse, das beste Essen sowieso, Frankreich ist das schönste Land der Welt, hat die elegantesten und schönsten Frauen, die besten Chansonniers, die älteste Kultur, die schönste Sprache und und und… Und die Franzosen reagieren sehr empfindlich auf besserwissende Kritik insbesondere die der Deutschen.

In der Riviera-Zeitung, einem deutschen Blatt für Deutsche an der Côte d’Azur, gab es neulich mal eine lange und verbissene Debatte, ausgelöst von hier lebenden Deutschen, die sich daran stören, dass hier immer noch und immer wieder Grünabfälle verbrannt werden, wo es doch eindeutig verboten sei und gesundheitsschädlich etc. Sie fühlen sich von dem aufsteigenden beißenden Rauch auf ihrer Terrasse gestört und sie finden, an das Verbot müssten die Franzosen sich doch nun halten. Gesetz ist Gesetz. Wenn nicht, wird hier geklagt. Es folgt ein Aufschrei der Franzosen! Eine Französin antwortete empört, sie habe lange in Deutschland gelebt und dort habe ihr auch Manches nicht gefallen, aber deshalb hätte sie dennoch nie einen Kindergartenplatz eingeklagt, obwohl ihr die unzulängliche Kinderbetreuungs-Situation in Deutschland das Arbeiten erschwert habe. Das gehört sich einfach nicht. Man lebt in einem fremden Land und passt sich an und hält den Mund. Und insbesondere die Deutschen… von denen hat man sich im letzten Weltkrieg genug sagen lassen müssen, nie wieder habe ein Deutscher Frankreich was zu verordnen. Unverschämtheit!

Ich weiß nicht, wie es ausgegangen ist, aber der Ton in der Riviera-Zeitung ist insgesamt doch so ein bisschen Leitkultur-überheblich, finde ich. Eher deutsch als französisch. Wir nehmen aus Frankreich nur das Schöne mit, nicht wahr?! Da wird von einem Weihnachtsmarkt geschwärmt, der fast so schön sei wie ein richtiger deutscher Weihnachtsmarkt. Und mir klingeln die Ohren … Ja, ich wollte auch einen „richtigen deutschen“ Weihnachtsmarkt in Châteauneuf machen. Warum will man etwas einführen, was es hier nicht gibt? Wenn es hier im Süden keinen Weihnachtsmarkt gibt, oder eben nur grell blinkende Fressbuden, warum muss ich dann mit deutscher Leitkulturverbissenheit einen deutschen Weihnachtsmarkt für Südfrankreich kreieren? Ich schäme mich ein bisschen.

Aber auch, wenn ich mich vom deutschen Leitkultur-Ton der Riviera-Zeitung und andernorts distanziere und denke, dass ich jetzt doch prima integriert bin, so integriert, dass ich mich von deutschen Freundinnen schon kritisieren lassen muss, weil ich so anders geworden bin, „ich kenn dich nicht wieder, Christjann“ muss ich mir sagen lassen: weil ich eine so traditionelle Beziehung lebe, weil ich mich den gesellschaftlichen Normen anpasse, obwohl sie so viel rückständiger sind als in Deutschland. Weil ich nicht für meine deutschen Werte oder Freiheiten kämpfe, wo ich doch Deutsche bin! „Wo ist dein Stolz, Christjann?“ Ha! Sage ich nur, den Stolz und das Deutsche kann ich mir hier übers Bett nageln… hier bleibe ich Ausländerin!

Letzten Donnerstag streikten mal wieder die Lehrer und manch ein anderer öffentlicher Dienst streikte aus Solidarität spontan mit. Die Franzosen witzelten darüber und ich sagte trocken „vermutlich haben sie gestreikt, weil sie einen freien Tag brauchten, da sie noch nicht alle Weihnachtsgeschenke zusammen hatten“. Unter Deutschen in Deutschland zu einem deutschen Streik wäre das vielleicht witzig gewesen, aber hier wurde es mal wieder nur stumm am Tisch. Zynisch sei ich, war dann das einzige, was dazu noch gesagt wurde. Als Ausländerin hat man die Franzosen nicht zu kritisieren. Nur, ich sehe mich gar nicht mehr täglich 24 Stunden lang als Ausländerin. Ich lebe doch hier, ich bin integriert, oder nicht? Ich bin doch auch betroffen von den Streiks, da werde ich doch mal was dazu sagen dürfen. Oh nein!

Tja, da stehe ich hier, stolze Deutsche und zweitklassige Ausländerin, mit meiner deutschen Leitkultur, die keiner will. Bei so Sätzen wie „Bei uns…“ oder „In Deutschland…“ verdrehen hier alle nur die Augen und klappen die Ohren zu. Will keiner wissen, wie und was bei „uns“ ist, und wenn es dreimal besser ist. Dann schon gar nicht. Wollen wir in Deutschland wissen, wie irgendwas in Polen oder in der Türkei ist? Sehen Sie. Bringe ich eine Spezialität aus Deutschland mit, komme ich mir in Frankreich vor, wie die polnische Hilfe in Deutschland, die uns stolz zu Weihnachten ihre Lieblingswurst aus der Heimat mitbringt, von uns Deutschen freundlich-verächtlich betrachtet, aber natürlich nicht gegessen. Die Franzosen sehen meinen Baumkuchen, den Schwetzinger Spargel oder die schwäbischen Maultaschen genauso freundlich-verächtlich an. Und entsorgen vermutlich alles hinter meinem Rücken, kaum dass ich weg bin.

Wenn ich den Film Almanya sehe, weiß ich, dass es keine „Lösung“ gibt. Lebt man dauerhaft in einem anderen Land, vereint man vermutlich irgendwann beide Kulturen in sich. Das ist bereichernd und trennend. Aber wo ist man dann zuhause? Wo ist Heimat? Und was bin ich denn jetzt? Ich glaube, noch bin ich Deutsche, mit aber schon von Frankreich aufgeweichten Rändern, innerlich oft zerrissen und gerade voller Heimweh nach Heimat.

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Roter Teppich, Blitzlicht und Keinstaub

Sie sind da! Früher als erwartet. Der Paketbote brüllt immer vor dem Haus gegen Straßenlärm und geschlossene Fenster an, denn das Haus hat keine Klingeln. Warum auch. So lange der Postbote gute Stimmbänder hat… Als ich öffne bricht er fast unter der Last der Pakete zusammen. Manchmal ist die französische Post genial und es läuft wie am Schnürchen, hier heißt das ça marche comme sur les roulettes, … Weiterlesen

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Filter im Dezember

Und hier, rechtzeitig zum Nikolaustag meine Glücklich in Cannes Kolumne aus dem Dezember-Filter. Und einen Schnipsel aus dem Film Babettes Fest, passend irgendwie… viel Vergnügen!

und noch ein bisschen…

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Herausforderungen

Eigentlich sollte ich die Hände schon seit Tagen im Hefeteig haben um formvollendete Christstollen zu kneten, die hochheilig für den Weihnachtsmarkt in Châteauneuf versprochen wurden, der an eben diesem vor der Tür stehenden Wochenende stattfinden wird. Die ganze Zeit ist hier und selbst in den Bergen lieblichstes Herbstwetter, sonnig, blauhimmelig, warm, man kann mittags noch draußen in der Sonne essen und Monsieur war gestern morgen noch am Strand und mit den Füßen im Wasser. Irgendwie war das bislang nicht die rechte Stimmung… Weiterlesen

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mit fremden Federn

… schmücke ich mich heute, um Sie mal an meiner frühmorgendlichen Internetstöberei teilhaben zu lassen. Ich weiss nicht, wieviel Sie so surfen und stöbern im weltweitenweb, ich bin da eher zurückhaltend, schaue meine drei, vier täglichen eher textlastigen Blogs an, und das reicht mir dann – so viel freie Zeit, um mich unendlich zu verlieren habe ich auch nicht mehr. Gutes Zeichen eigentlich, nicht?!

Es riecht aber gerade nach Änderungen und frischer Farbe...

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Weder Nadel noch Faden: der November-Filter

Na, kuscheln Sie schön auf dem Sofa und stricken mit dicker Wolle kinderleichte herzerwärmende Pullover?! Oder nähen Sie im Akkord Stofftiere für den Weihnachtsmarkt? Wie ich Sie beneide… über mein verfilztes Verhältnis zu Nadel und Faden lesen Sie in der Glücklich in Cannes (1) Filter-Kolumne vom November.

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die perfekte Welle

 

Passend zum G20 und zur allgemeinen Weltkrisenstimmung ist es hier grau geworden und nass…

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in Ewigkeit

Von einem ganz anderen und vermutlich eher unbekannten Friedhof Cannes habe ich sprechen hören, lange wollte ich hin, aber bis manche Projekte reifen, vergehen Monate und so kam ich zu spät. Es gibt ihn nicht mehr, eine riesige Baugrube war an seine Stelle getreten für ein neues schickes Appartmenthaus.

Nur eine Mauer zeugt noch vom privaten Hundefriedhof Ihrer Majestät von England, die zu einer Zeit mit ihrer Familie den Sommer (oder den Winter?) im Hotel Le Pavillon verbrachte und im Hotelgarten ihren verstorbenen Lieblingen eine letzte Ruhestätte einrichtete. Aristokratie galt damals noch was!

Ich habe leider bis heute nichts über das ehemalige Hotel Le Pavillon gefunden, und auch keine Abbildung des kompletten privaten Hundefriedhofs. Wer immer da etwas weiss… mich würds interessieren!

Beim Schlendern über das private Gelände (das Hotel wurde irgendwann umgewandelt in Eigentumswohnungen) stiess ich auf einen kleinen Wuschel tibetanischer (?) Herkunft, samt Frauchen, ihnen kam ich näher und stelle hier eine Nachfahrin der Pavillon-Hundearistokratie vor:

Enchanté, Mademoiselle Coquille, ganzjährig ansässig!

Ich wollte, seit ich in Cannes lebe, einen Text über Hunde schreiben. Und über ihre Besitzer. Ich müsste aber mit mehr Liebe ausgestattet sein, um all diese Menschen und ihre Vierbeiner, die mir hier tagtäglich begegnen, vorurteilsfrei und liebevoll zu porträtieren. Zur Zeit bin ich mit dieser Liebe nicht ausgestattet, und mir tun die meisten Hunde hier sehr leid. Vielleicht müssten mir auch die Menschen leid tun… vielleicht auch nicht… aber dafür müsste ich mich ihnen nähern und das ist bislang doch nicht mein Ding. Chapeau für diese Gabe an Smilla von “anders anziehen”!

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