Erschöpft. Zu viel geschrieben, dieses Jahr. Der rechte Unterarm ist lahm, schon allein der Gedanke an diese Tippgeste hier macht mich unwillig. Das Smartphone kann ich kaum noch halten. Im linken Oberarm habe ich eine Zerrung. Wer weiß, woher. Der Kopf ist müde, die Augen sind auch müde von dieser Display-Starrerei, der Rücken schmerzt vom vielen Sitzen. Ich habe das Krimi-Manuskript überarbeitet, es dauerte länger als ich dachte.
Letzte Woche hatten wir unseren Prozess, aber wir haben zwei Tage vorher das Handtuch geworfen, es war klar geworden, dass wir auf jeden Fall verlieren werden, also haben wir uns “gütlich” geeinigt, das heißt, wir bekamen keinen Pfennig von dem uns zustehenden Geld aber zusätzlich die Anwaltskosten (unsere und die der Gegenseite) aufgebrummt. Aber immerhin haben wir uns die Gerichtskosten und die Erniedrigung vor Gericht erspart. Ob man vor Gericht gewinnt oder verliert scheint genauso sicher zu sein wie ein Lotteriegewinn. Nicht umsonst heißt es “gewinnen”. Und Frechheit und Skupellosigkeit siegen über Gerechtigkeit und Ehrlichkeit. Schöne neue Welt. Aber vielleicht war das auch schon immer so. Ich bin auf jeden Fall froh, dass es vorbei ist, auch wenn das alles zusätzlich auf die Moral drückt.
So, schon will der Arm nicht mehr. Ich muss mir jede Antwort auf eine Mail gut überlegen, jeden Beitrag auf Facebook oder Instagram und schon dreimal einen Blogbeitrag hier, dabei hätte ich so viel zu erzählen. Ich habe es sogar mit der Diktierversion versucht, der Text, der dabei entstanden ist, ist allenfalls experimentell-amüsant, aber nicht verständlich.
Gleich sind wir schon durch mit dem strengen zweiten Confinement, das so streng nicht war, gemessen am ersten, aber anscheinend hat es die Zahlen trotzdem etwas nach unten korrigiert, sie sind nur noch dreimal so hoch wie in Deutschland. Annika Jöres hat in der ZEIT über Frankreich im Lockdown als “Autoritäres Absurdistan” geschrieben (der Text ist hinter einer Paywall), das hat die Franzosen getroffen und es wurde hier in der Presse und wird allabendlich in den Nachrichten wiederholt, wenn wieder darüber diskutiert wird, welche Maßnahmen sinnvoll sind oder nicht. Von Rainer W. bekam ich freundlicherweise einen anderen Artikel über das Confinement in Paris zugesandt (leider auch hinter einer Paywall): Im Land der Viertelstunde. Aber jetzt ist das Schlimmste ja schon gleich wieder rum und die Buchhandlungen und Einzelhändler dürfen ab Samstag wieder geöffnet sein, wir dürfen unserern Radius auf zwanzig Kilometer erweitern, alles weitere erfahren wir, je nachdem wie sich der Virus entwickelt, am 15. Dezember und dann wieder am 20. Januar. Nur die Restaurants (und die Cafés, Bistros, Salons de Thé, Diskotheken, Nachtclubs) bleiben weiterhin geschlossen, sogar bis zum 20. Januar; das beliebte Silvesteressen im Restaurant gestrichen, und die Restaurateure haben heute schon in Marseille gegen diese Entscheidung demonstriert.
Das ist ausnahmsweise besonders, denn hier wird nicht so wahnsinnig viel gegendemonstriert, vermutlich weil wir aufgrund der hohen Zahlen alle einen Menschen kennen, der krank ist oder war oder gestorben ist. Daher tragen auch so ziemlich alle brav ihre Masken.
Die Regierung arbeitet, anders als in Deutschland (Wir waren Helden, wir blieben zuhause), mit eher drastischen Videos.
Ich bin mal gespannt, ob es eines geben wird, um uns auf die Weihnachtstage einzustimmen, denn das war die größte Sorge der Franzosen: dürfen die Großeltern an Weihnachten die Enkelkinder sehen? Ja, sagt der Präsident, aber natürlich verantwortungsvoll mit Maske und Trallala und mit einer “limitierten” Personenzahl. Wie das bei uns aussehen wird, ist noch unklar.
Skiurlaub ist dieses Jahr auch gestrichen. Also, sie können in die Berge fahren und spazierengehen, aber Ski ist nicht und vor allem kein Après Ski, klar, alle Restaurants und Bars bleiben geschlossen.

Unsere Buchhändlerin hat es in den letzten Tagen in die nationale Presse und ins Fernsehen geschafft, mit ihrem heldenhaften Einsatz, mit dem sie sich der Schließung ihrer Buchhandlung lange Zeit widersetzt hat. “Ich schade niemandem, ich rette nur meinen Laden”, verteidigte sie sich, hätte sie, wie angeordnet, geschlossen, hätte sie gleich den Schlüssel unter die Matte legen können. Hier noch ein weiterer Artikel. Die Geldstrafen, die sie bei den wiederholten Besuchen der Polizei aufgebrummt bekam, haben anfangs solidarische Autoren übernommen, letzten Endes brauchte sie aber einen Anwalt und hat dennoch schließen müssen, sie ist umso froher, dass sie jetzt gleich wieder öffnen kann. Wir werden sie unterstützen: ich habe in der Familie schon verkündet, dass es zu den kommenden Geburtstagen und an Weihnachten nur Bücher geben wird.
In dem Zusammenhang wollte ich den charmanten Film erwähnt haben, den auch Croco gestern verlinkte: Der Buchladen der Florence Green. Kann noch bis zum 5. Dezember auf arte angesehen werden.
Ich bin viel spazierengegangen (eine Stunde ein Kilometer, klar), aber die Fotos bekommen Sie ein andermal, der Arm will nicht mehr. Hier nur ganz schnell ein Foto vom ersten Duval-Krimi in russischer Sprache. Schön, was? Dem russischen Spam nach zu urteilen, den ich neuerdings gehäuft bekomme, sind sie schon ein paar Monate auf dem Markt, die Belegexemplare kamen aber erst jetzt.

Ich hätte noch viel zu erzählen – aber heute geht es nicht mehr, à bientôt!

























































































































