Ok, Sie wollen noch südfranzösischen Alltag lesen, bitte sehr! Aber Vorsicht! Sensible Menschen könnten heute schockiert sein! Zum ersten Mal konnte ich kein Mittagsschläfchen halten, die Fliegen sind so zahlreich und aufdringlich, es ist schrecklich. Ich arbeite jetzt mit einer Fliegenklatsche, sehr effizient und vor allem befriedigend, wenn man eine erwischt hat. Aber während des Mittagsschlafs kann ich sie nicht benutzen. Ja, sorry, ich töte Tiere. Aber den Tausendfüßler Spinnenläufer in der Badewanne habe ich gerettet, ich schwöre! Der neue Kühlschrank, der eigentlich so leise ist, dass ich manchmal schon nachgeschaut habe, ob er überhaupt funktioniert, hört bei der Hitze gar nicht mehr auf zu brummen, das macht mich nervös. Und das Summen der Fliegen. Das macht mich nervös und aggressiv. Ich wiederhole mich, aber es ist schon wieder so heiß wie gestern, und Hitze hat einen schlechten Einfluss auf das Gehirn. Wird es ein Gewitter geben? Rechts von mir scheint noch die Sonne, links zieht es sich etwas zu, aber nicht so stark wie gestern.
Heute morgen habe ich ein bisschen geputzt und zwei Maschinen Wäsche gewaschen und aufgehängt, danach bin ich erneut nach unten gefahren, um in der Coopérative das bestellte Brot abzuholen und um außerdem einen neuen Stiel für den Rechen zu kaufen. Ich töte hier übrigens nebenbei Fliegen. Mir kommen Titel wie “Sieben auf einen Streich” oder “Leichen pflastern meinen Weg” in den Sinn, vielleicht muss ich die Überschrift nochmal ändern.
Wenn es hier stark regnet, kann es immer sein, dass am nächsten Tag die Straße gesperrt ist, weil zu viele Steine und Geröll von den Hängen gerutscht sind. Auf unserer Straße liegen Steine und an einigen Stellen ist Geröll von den Hängen gerutscht, man kann zwar noch fahren, aber in den Serpentinen stehe ich nez à nez, wie man hier sagt, einem der Straßenarbeitswagen gegenüber, die mit einer Art Baggerschaufel, Bürsten und einem Wassertank ausgerüstet sind und mit denen die Straße gereinigt wird. Unten im Tal hat es vor ein paar Wochen einen größeren Erd/Steinrutsch gegeben, dort ist derzeit nur eine Spur befahrbar.
Für die Fahrt nach unten, den Einkauf und wieder hoch brauche ich mehr als eine Stunde, zumal ich unterwegs noch Fotos mache – denn, heute mal ein strenger Content, ich nehme die Fahrspuren auf, die diverse Campingcars vor Jahren schon in eine Wiese gefahren haben, immer wieder standen hier Vans, bis die Gemeinde die Wiese eingezäunt hat. Liebe WohnmobilfreundInnen, ich weiß, dass wir alle immer auf der Suche nach idyllischen und einsamen Plätzen sind, aber bitte bedenken Sie, dass Wiesen, Wälder und all das weite Land immer jemandem gehört, entweder Privatpersonen oder eben der Gemeinde, auch wenn es nicht eingezäunt oder als “Privatbesitz” gekennzeichnet ist. Oft handelt es sich um Nutz- und Weideland. Und insbesondere Wiesen sind nicht zum Picknicken da, auch nicht zum Abstellen von Wohnwagen oder zum Aufstellen von Zelten, sondern hier wird zu gegebener Zeit Heu gemacht. Bei uns im Dorf macht das der Schäfer. Er füttert damit seine Schafe im Winter. Die Spuren, die die Campingcars hier hinterlassen haben, sind auch nach Jahren noch zu sehen.
Und die zweite Sache heute, bitte nehmen Sie Ihren Müll nach dem Picknick oder nach der Wanderung wieder mit. Ich weiß, dass Sie das tun, aber es gibt immer wieder Leute, die denken, was sind schon zwei Fischdosen und ein Joghurtbecher … das macht mich wütend!
Das habe ich also dokumentiert (den Müll habe ich mitgenommen und entsorgt), dann treffe ich schon wieder das Straßenreinigungsfahrzeug, DDE heißt der Dienst übrigens, Direction départementale de l’Equipement. Ein großer Arbeitgeber auf dem Land!
Er lässt mich überholen, wir winken uns noch einmal zu und zu Hause mache ich mich an die Zubereitung des Zitronen-Thymian-Hähnchens. Ich habe die Garzeit des großen Hähnchens (eineinhalb Kilo) unterschätzt und wir essen sehr spät, es ist auch weniger zitronig als erhofft – aber es bleibt genug übrig, um heute Abend noch ein Essen damit zu bestreiten. Ich mache noch eine kleine Bemerkung, als einer der Jungs meint, er müsse alle Aprikosen aufessen, weil sie schon zu reif seien. “Ich gehe aber erst am Samstag wieder einkaufen”, sage ich streng. Können die nicht ein bisschen mitdenken und haushalten? Ich erinnere mich wieder an meine Schwiegermutter. Wie sehr mich die Rationierung der Lebensmittel geärgert hat. Ich weiß noch, dass ich damals gesagt habe: “Dann fahre ich eben runter und kaufe ein, wenn was fehlt”. Damals erschien mir das Einkaufen ein netter kleiner Ausflug zu sein, mal weg von der Familie. Heute gehe ich auch nicht ungern hier einkaufen, aber einmal die Woche reicht.
Monsieur, den die Fliegen in der Sieste nicht gestört haben, arbeitet nun hinter mir mit seinem Lieblingsprodukt, PF3, einer Spachtelmasse, die man auf Unebenheiten an Wänden aufträgt, um sie anschließend kräftig abzuschleifen. Der weiße Staub ist überall fein verteilt. Es hat nicht geregnet. Ich hätte Lavendel schneiden können.
Nachdem ich seit einiger Zeit von einem Haufen russischer Besucher heimgesucht werde, die sich unter anderem an dem Artikel “gelesen und gehört” festgebissen haben, werde ich nicht nur diesen Besuchern etwas Input geben. Dirk von Iberty reist mit Madame über Helsinki nach Estland, Lettland und Litauen. Die meiste Zeit mit dem Zug. Dort wurde auch ein Artikel über die unterirdische Stadt in Helsinki verlinkt. Es gibt sogar ein unterirdisches Schwimmbad! Spannend!
Ich muss zugeben, dass ich mir Finnland, wahrscheinlich beeinflusst durch Aki Kaurismäki, immer als ein eigenartiges, unwirtliches Land vorgestellt habe, in dem es monatelang dunkel und kalt ist und schneit, in dem es im Sommer dafür ständig regnet oder man eine Mückenplage hat, und in dem die Menschen schweigsam und depressiv sind. Da ich früher im Sommerurlaub auf keinen Fall noch schlechteres Wetter haben wollte, als es das ganze Jahr über in Deutschland ist, kam ein Sommerurlaub in einem nordischen Land für mich nie in Frage. Aber jetzt folge ich auf Instagram einem jungen Reiseblogger-Paar, das ganz vernarrt in Finnland ist, Anna hat dort sogar ein Schüleraustauschjahr verbracht, verrückt, oder? Und jetzt, wo ich in einem so sonnigen und warmen Land lebe, sind die nordischen Länder für mich auch im Sommer attraktiv geworden. Waren Sie schon einmal in Finnland?
Anderes Thema: Gerne gelesen habe ich auch das hier.
Es zeigt die Komplexität der menschlichen Beziehungen in Israel und Palästina. Die Interviews wurden bereits 2018 geführt. Nichts ist einfach. Und nach dem 7. Oktober wurde es nicht einfacher.