Um halb Acht kratzt die Katze an der Tür und wimmert. Geschlossene Türen sind einfach mit der Natur der freiheitliebenden Katze nicht vereinbar. Ich öffne schlaftrunken. ENDLICH! maunzt sie empört und hoppst ins Bett. Das darf sie nicht, aber ich bin noch zu müde für Konsequenz. Wir dösen noch zwanzig Minuten. Dann stehe ich auf, die Katze begleitet mich in die Küche. FRESSEN? Es riecht nach frischem Kaffee, ich gebe dem Gatten einen Kuss und ich mache mir ein Brötchen mit HImbeerkonfitüre. Die Katze maunzt. FRESSEN? Ich erkundige mich, sie hat gerade erst etwas bekommen, also gibts nur Streicheln auf den Knien, während ich frühstücke und ein bisschen das Internet durchlese. Auf arte Karambolage gab es eine sehr nostalgische Erinnerung an Algerien und Aprikosenkerne, die ich außerhalb von Facebook nur im Gesamtpaket finde, Sie können auf Minute 3.36 vorspielen, wenn Sie den Unterschied zwischen Polizei und Gendarmerie uninteressant finden sollten, mit dem die Sendung beginnt. Ich schaue auch ein wenig Kölsche Mitternachtsspitzen, coronabedingt live und draußen in Köln Nippes (gefunden via Luda L.), aber so viel Zeit habe ich nicht, mir die komplette Sendung anzusehen, ich schubse die Katze von den Knien, wechsele das Zimmer und setze mich an den Tisch. Monsieur rudert. Ich erinnere mich, dass heute der 5. ist und am 5. gibts bei Frau Brüllen #WMDEDGT : “Was machst du eigentlich den ganzen Tag”. Ich habe schon lange nicht mehr mitgemacht, aber heute passt es. Was ich so mache in diesen Tagen, wissen Sie eigentlich schon. Im Moment, 9.08 Uhr schreibe ich schon im Nachthemd an diesem Text. Beinahe eine Live-Schaltung.
Heute haben wir Jubiläum: 50 Tage Ausgangssperre! Darauf ein Corona-Bier! Ok, verzeihen Sie den Kalauer und ich habe ihn auch noch geklaut. Ich sah ein Foto auf Facebook bei Pia Parolin. Auf deren Homepage können Sie übrigens tolle Fotos (nicht nur) von Nizza und der Promenade des Anglais sehen. Nun, schauen wir mal, wie wir das heute feiern. Gestern hatte ich noch diesen kleinen Scherz gefunden, aber dann vergessen zu posten. Ein Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung. So isser der Franzose. Gefunden via Susanne E. Die böse Zeichnung wurde in einer deutsch-französischen Gruppe veröffentlicht, von einem Franzosen immerhin, der Scherz stammt auch von einem Franzosen wohlgemerkt, lustig finden die Franzosen (zumindest in dieser Gruppe) das aber nicht. Nur die Deutschen, die in Frankreich leben, amüsieren sich darüber.
Ich verschwinde im Bad, die Haare bleiben ungeföhnt und werden luftgetrocknet, es ist jetzt warm genug dafür, mal sehen, was das ergibt, sie sind hinten zumindest schon halslang und insgesamt formlos. Ich ziehe mich zum Jubiläumstag der Ausgangssperre schön an und winde dann doch ein rotes Haarband in die formlose Haarpracht. “Was sollen wir essen?”, frage ich vorausschauend den Gatten. “Fleisch oder Brandade de Morue?”, schlage ich aber einschränkend vor. “Fleisch”, sagt Monsieur, wundert mich nicht, wir haben drei Tage in Folge Fisch gegessen. “Et nouilles”, fügt er hinzu. Die Lieblingsnudeln gabs schon lang nicht mehr. Bestimmt 50 Tage lang. Sie erinnern sich, es gab lang keine nouilles zu kaufen. Und die Packung, die ich irgendwann ergatterte, ist tatsächlich noch nicht geöffnet. Ich wundere mich, wie haben wir das gemacht 50 Tage, gerade überprüft 60 Tage !!! ohne nouilles?
Monsieur spielt Bridge gegen den PC und erinnert mich daran, dass wir das Deckbett gegen ein Leintuch wechseln müssen, es ist ihm zu warm nachts, für mich ist es aber noch nicht warm genug für ein Leintuch mit Wolldecke, ich fordere bis Ende Mai, zumindest bis über die Eisheiligen, ein anderes, etwas dünneres Deckbett. Jedes Jahr dasselbe. Ich leere und reinige aber erst das Katzenklo. Die Katze mag das Corona-bedingte (grobere und dunklere) Katzenstreu nicht und kackt immer mal wieder neben das Katzenklo. Ich hoffe, durch viel Geschimpfe und ein penibel sauberes Katzenklo, wird sie es dennoch irgendwann akzeptieren, bis ich wieder die richtigen Körnchen finde. Wollen wir eine Petition unterzeichnen, die abwechslungsreicheres Fernsehen fordert? Draußen ist es so laut, als sei das déconfinement schon in Kraft getreten. Der Schwiegersohn ging auch irgendwohin arbeiten heute.
Ok, ganz viele Mails und Kommentare kommen. Sie sind großartig! Fassen wir das so zusammen: Es gibt fast überall neue oder neu-alte Autokinos. Autokino weckt Erinnerungen, war toll und hat auch mit Knutschen zu tun Eltern mögen es (vermutlich wegen dieser Erinnerungen) dann aber nicht, und als Kind kommt man nur hin, wenn man in den Ferien Verwöhn-Verwandtschaft besucht. Und danke für den Hinweis auf Bülent Ceylan, der erstmals eine Comédie-Show in einem Autokino machte. Ich hätte gern einen Artikel dazu verlinkt (aus der BZ = Badische Zeitung), weil ich nämlich irgendwie, vermutlich ein Versehen, ein kostenloses Abo für ausgewählte Artikel der BZ geschenkt bekam. Von der BZ. Dankeschön dafür! Aber ich kriege ihn gerade nicht verlinkt. Ich versuche es später noch einmal. Klappt nicht. Sie finden es auch so, wenn Sie es lesen wollen: ‘Bülent Ceylan Autokino’ reicht als Suchanfrage.
12.20 Uhr. Die Zeit ist verflogen mit nichts. Ich wollte Ratatouille machen, fand aber das Rezept nicht mehr und suchte ebenso vergeblich das entsprechende Video, ich hätte auch einfach in meinem vorletzten Krimi nachlesen können, aber als ich endlich anfange das Gemüse zu schnippeln, merke ich, dass es eh zu spät ist. Ich werfe der Einfachheit halber alles Gemüse geschnitten auf ein Blech, gebe grobes Salz, Knoblauch, etwas Pfeffer und un génereux filet de l’huile d’olives darüber und ab in den Ofen. Das geht hier als légumes à la catalane durch. Ob die Katalanen das wirklich so machen, sei dahingestellt. ps: die Auberginen mag ich ganz gerne so (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) pps: irgendjemand (Frau Ackerbau?) wünschte sich längst ein Kochbuch mit sehr einfachen und leckeren Rezepten. Ich habe mich jahrelang bei Elisabeth Raether inspiriert. Aus den Rezepte-Kolumnen entstand jetzt wohl auch ein Buch.
12.30 Uhr. Die Katze maunzt. FRESSEN! Kriegt sie. Sie hatte sich übrigens SOFORT auf die Sommerzeit umgestellt. Eine Stunde früher? Passt!
Für uns gibt es zu Ehren des Tages einen Apéro. Wir trinken beide rotes Zeug. Pastis ist alle. Rotes Zeug, einmal mit, einmal ohne Alkohol. Prost! Außerdem stippen wir Radieschen in Salz und knabbern sie. Der Gatte hört Brassens, während er auf das Mittagessen wartet. Wir können aber trotz schönstem Wetter nicht draußen essen. Die Sonne reflektiert auf dem neuen hellen Boden im Hof zu stark, unsere von Wind und Wetter zerrissenen Sonnensegel haben wir im letzten Herbst entsorgt, Ersatz haben wir keinen, Monsieur aber hat schon entzündete Augen.
13.30 Uhr haben wir gegessen. Also es gab: eine Artischocke als Entrée für Monsieur; ein Stück Bavette (langfaseriges Rindfleisch, Flanksteak), das wir geteilt haben, dazu nouilles und légumes à la catalane. Als Dessert gekauften Schokopudding für mich, Caffécreme für Monsieur. Der Gatte siestet heute mit der Katze zu Brassensklängen auf dem Sofa.
14 Uhr: Post! Post!!! Heute kamen Masken von Sunni! Papiermasken in Rosa und in Weiß! So hübsch! Von Herzen Dank! Ich hoffe, Sie haben auch noch genug Masken für sich. Es wird ja alles noch eine Weile dauern. Und ich werde die Anweisungen Ihrer Enkelin beherzigen und nicht in die Maske rülpsen!
Und noch ein paar Mails, darunter zwei, die mir meinen neuen (deutschen) Reisepass mit der Post ankündigen. Ich muss bei Erhalt dann ein Foto schicken, das beweist, dass ich den alten Pass nicht unter der Hand weiterverkauft habe, sondern vernichtet. Ich muss mich außerdem um ein französisches Ausweisdokument kümmern. Ich dachte ja immer, da käme noch was Schriftliches von der Präfektur, aber nö, da kommt nix mehr, sagt man mir. Nur der feierliche Festakt mit Präfekt findet jetzt bedauerlicherweise auch nicht statt.
14.30 Uhr Der Gatte wechselt zum zweiten Teil der Sieste den Ort. Ich sieste jetzt auch kurz. Immer noch mit der zu warmen Decke.
15.30 Uhr trinke ich einen kleinen Kaffee und setze mich endlich zum Arbeiten an den PC. Alles andere heute war Herumgespiele, um einen würdigen Beitrag für den 50. Tag zu schreiben. Monsieur liest und sieht später fern. Um kurz vor 18 Uhr ruft mich meine Friseurin an, um mich über die sicheren Arbeitsbedingungen zu informieren. Sie frisiert bei sich zu Hause und bislang war es bei ihr immer ein “Salon” im französischen Sinn: “une pièce de reception dans une maison privée” : ein Empfang im privaten Rahmen, sprich: viele Menschen und fröhliches Geplauder. Jetzt nimmt sie nur noch eine Person vormittags und eine nachmittags und sie sichert mir zu, dass sie, schon auch um sich selbst zu schützen, Maske und Schutzbrille trägt, alles desinfiziert, Umhänge nicht für mehrere Kundinnen verwendet undsoweiter. Ich werde also in absehbarer Zeit doch zum Friseur gehen, aber wir lassen erst mal ein, zwei Wochen Lockerung vergehen, um zu sehen, was passiert.
So, der Schreibschwung ist raus. Im Fernsehen geht es um die Schulöffnung. Ich wollte heute Abend eigentlich ein Spargelrisotto machen, aber ich denke, wir essen die Reste des Gemüses und zwei Scheiben Schinken. Jetzt beziehe ich die dünnere Decke und dann ist Feierabend.
Und hier ein kleiner Festbeitrag, kann sein, dass ich den schonmal verlinkt habe, es kommt mir nicht unbekannt vor. Surtout! Noubliez pas de voyager, gibt der junge Mann uns als Tipp mit. Vergessen Sie vor allem das Reisen nicht! Da heulen wir jetzt alle im Chor auf. Tatsächlich finde ich Cannes in dem Film besonders schön, sogar die Feten, die mir im Sommer mir ihrem Elektro-Gewummer so auf die Nerven gehen, haben was. Hängt vermutlich damit zusammen, dass ich auch nicht mehr einfach alles sehen kann in dieser Zeit (La Croix des Gardes, die Inseln), und Feten am Strand wird es vielleicht so nicht mehr geben. Auch das Strandleben wird anders aussehen.
Keine Ahnung, wo es herstammt, ich habs irgendwo auf FB geklaut. Jetzt aber der Film. Haben Sie eigentlich “Ein leichtes Mädchen” gesehen? Wie hat er Ihnen gefallen?
Bis morgen! Wir lesen uns wieder. Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf! Wenn Sie noch in den Alltag anderer Menschen schnuppern wollen, die anderen #WMDEDGT-Tagebuchblogger gibts hier.